Zu zehnt besser als zu elft

Die Optimisten in Serbitz sind derzeit die, die in der Unterzahl sind. Was will man auch groß vorzeigen? Letzter Platz, ein Punkt aus zehn Spielen und die schlechteste Tor-/Gegentorquote der Liga. Trotzdem verspürte man schon im letzten Spiel einen kleinen, langsam aufkommenden Rückenwind. Spielerisch war man zwar Neukirchen unterlegen, man konnte aber mit Kampf und einem neuen Teamgefühl gut dagegen halten. Leider wurde man in diesem Spiel nicht dafür belohnt. Doch wäre es wohl auch schon zu früh gewesen. Der genaue Beobachter sah trotzdem schnell, dass sich etwas zu entwickeln begann. Das Mittelfeld mit Bauch, Badstube und Dinter zeigte wo es hingehen könnte. Die Abwehr machte durch Winkler einen gesicherten Eindruck und vorn brachte man mit Richter einen Stürmer, der das Spiel besser zu lesen vermochte als seine Vorgänger, in dieser Saison. Doch war dies nur eine Eintagsfliege? War man nur so „gut“ weil es gegen den Lokalrivalen Neukirchen ging? Das Spiel gegen Groitzsch sollte es zeigen.


So spielte der FSV
Falko Richter
- Spieler des Tages


Wimberger kehrte nach überstandener Verletzung wieder zurück ins Team, dafür rückte Lange auf die Außen. Schultheiß und Kowalski bildeten die Doppelsechs. Alleinige nominelle Spitze war Richter. Viel veränderte sich zur Vorwoche im Mittelfeld nicht, Badstube spielte zwar etwas hinter dem Stürmer, brachte sich aber trotzdem immer wieder mit vorn ein.

Trotz dass die erste Halbzeit ziemlich rasant begann, zogen sich diese 45 Minuten ganz schön in die Länge. Nur wenige größere Ereignisse fanden statt. Darunter war kurz nach Anpfiff ein Foul an Dinter, welcher einen Freistoß nach sich zog. Wimberger legte sich den Ball zu Recht und zog in die Towartecke ab. Der Gästekeeper machte allerdings einen Schritt hinter die Mauer, anstatt einfach stehen zu bleiben. So konnte er sich etwas in Szene setzen und den Ball gegen die Laufrichtung gut parieren. Schultheiß und Bauch verpassten den Ball im nachsetzen.

Dann sollte wieder ein Genickschlag für die Hausherren folgen. Einen gut ausgeführten Einwurf kann Lange nicht bekommen, ein Konter ist die Folge. Der Stürmer der Gäste wird stark bedient, die Hintermannschaft des FSV konzentriert sich nur noch auf den Ballführenden, so dass dieser nur zu seinem mitgelaufenen Mitspieler quer legen muss. Eine kleine Konzentrationsschwäche und Serbitz wurde bestraft (7.min). Wie so oft in dieser Saison, also war man wieder da wo man vor einer Partie aufgehört hatte. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Wimberger möchte einen Freistoß schnell ausführen, der Schiedsrichter hatte den Ball schon frei gegeben. Wimberger läuft an, in dieser Sekunde stellt sich ein Groitzscher vor den Ball und fängt ihn ab. Was man normal mit einer gelben Karte für den Angeschossenen ahndet, wird hier als Tätlichkeit von Seiten Wimbergers ausgelegt und mit Gelb bestraft. Da dieser kurz vorher schon verwarnt worden war, musste er vom Platz (33.min). Eine ziemlich irritierende Szene, die keiner auf und neben dem Platz so richtig nachvollziehen konnte. Aber wenn’s einmal schlecht läuft, dann ist man einfach in einem Strudel und kommt so einfach nicht mehr raus.

In Folge dessen ist natürlich Groitzsch feldüberlegen und kann auch ein paar gute Szenen für sich verbuchen. Richtig torgefährlich wurden sie aber erst kurz vor der Pause, als ein Ball über die serbitzer Abwehr gehoben wurde. Karig, welcher seit Wochen konstant auf hohem Niveau spielt, kann gut parieren. Ein Torwartproblem hat Serbitz keineswegs. Trotzdem konnte einem die Abwehr des Öfteren Angst machen. Lange zog sich auf Grund des Platzverweises auf die Liberoposition zurück und hatte einige Probleme sich zu Recht zu finden. Serbitz überstand die erste Halbzeit allerdings unbeschadet und hätte kurz vor Pausenpfiff fast für eine kleine Überraschung sorgen können. Richter bekommt den Ball auf den Außen gut zugespielt, er nimmt ihn stark an und passt schnell weiter auf den mitgelaufenen Winkler. Dieser hätte den Ausgleich markieren können, er trifft allerdings den Ball nicht richtig und verzieht.

Zur Pause war man da, wo man in den letzten Wochen des Öfteren war: in Rückstand. Dieses Mal sollte es aber noch schlimmer kommen, denn man war nur noch zu zehnt. Die Kurve zeigte klar nach unten. Trotz alledem kamen die Serbitzer mit viel Enthusiasmus aus der Pause und zeigten eine beachtliche körperliche Leistung.



Der FSV übernahm jetzt die Initiative auf dem Platz und verstärkte die Offensive. Das führte vorerst zu Chancen der Gäste über Konter. In der 51. und 54. Minute hätte Groitzsch schon alles klar machen können. Beide Male wird über einen lang geschlagenen Pass die serbitzer Abwehr überrannt. Karig kann beide Male gut klären, zumindest im Nachsetzen. Doch nun sollte auch der FSV endlich zu vorzeigbaren Chancen kommen - die erste richtig torgefährliche, seit der zweiten Minute. Wieder wird Richter per langen Ball bedient, etwas glücklich denn sein Gegenspieler verlängert zu ihm unbeabsichtigt per Kopf. Richter setzt sich stark gegen seine Bewacher durch und passt in die Mitte. Durch die Beine eines Abwehrspielers kommt der Ball zu Badstube, welcher einfach abzieht und den 1:1 Ausgleichstreffer erzielt (55.min).

Das hatte sich Groitzsch allerdings nicht vorgestellt, als sie nach Serbitz reisten. In Folge dessen rückten Sie etwas mehr aus ihrer defensiven Haltung heraus und kamen auch prompt zu Torraumszenen. Zwar muss zuerst noch eine Standardsituation herhalten, Karig hält wieder gut, doch können sie danach auch eine Chance aus dem Spiel herausspielen. Kurze, welcher keinen guten Tag erwischte und das ganze Spiel über blass blieb, hob das Abseits auf. Daher kann sein Gegenspieler auf der Außen durchgehen und in die Mitte passen. Karig und seine Abwehr ist schon geschlagen, doch der mitgelaufene Spieler am langen Pfosten verpasst.

Nun die mitunter kurioseste Szene des Spiels, und das will was bedeuten. Hat der Schiedsrichter schon viele Sachen durchgehen lassen (unter anderem einen Ellenbogenschlag gegen Richter) pfeift er in dieser Situation etwas ganz Spektakuläres: Dinter schnappt sich den Ball auf rechts Außen und geht Richtung Tor. Er schafft es seinen Bewacher abzuschütteln und schneller zu sein als andere Gegenspieler. Er spielt den Torwart aus und will vollenden, da kommt der groitzscher Libero reingerutscht und bekommt den Ball an die Hand. Dieser springt zurück zu Dinter und er erzielt im Nachschuss das 2:1. Denkste! Denn anstatt ein Tor, pfeift der Schiri alles zurück und gibt Elfmeter für Serbitz. Warum man nicht einfach Ballvorteil gibt, bleibt hier mehr als fraglich. Lange tritt also an und verschießt, ein Lattentreffer. War ja zu erwarten in der derzeitigen Lage. Dass der groitzscher Spieler nicht einmal gelb sah, muss man aber trotzdem noch erwähnen (70.min).

Nun bäumen sich die Hausherren aber auf. Mit Wut im Bauch und mehr als genug Selbstvertrauen nach dem nicht gegebenen Tor, wirft Serbitz alles nach vorn. Belohnt werden sie über eine weitere tolle Aktion von Richter und Dinter. Ein langer Abschlag von Karig wird von allen verpasst und Dinter holt sich das Spielgerät. Er lässt seinen Bewacher abermals stehen und zieht in den 5er, dort sieht er seinen Mitspieler der völlig frei nur noch ein netzen braucht. Mit Glück rollt der Ball sehr langsam über die Linie (76.min).
Doch Serbitz will mehr, immer wieder wird Richter gesucht, welcher sich das ganze Spiel über aufgerieben hat und nur noch auf Sparflamme läuft. Trotzdem ist er weiterhin gefährlich. Hat aber Probleme im Abschluss, so zum Beispiel in der 81.min, als er ungestört zum Schuss kommt und den Ball am Tor vorbei setzt. Oder in der 83. min als er den Ball sich etwas zu weit vor legt und so eine gute Möglichkeit auslässt, da der Torwart der Gäste gut mitgespielt. Die letzen fünf Minuten ist allerdings Schluss mit der serbitzer Offensive. Zu groß waren die Anstrengungen ca. 60 Minuten zu zehnt zu spielen. Groitzsch bekam noch einmal die zweite Luft und die Fans am Spielfeldrand mussten selbige des Öfteren anhalten. Ein Kopfball der am Pfosten landet (85.min) und eine große Rettungstat von Lange (89.min) nach Konter waren die zwingensten Chancen der Gäste. In den vier Minuten Nachspielzeit gelingt Ihnen nicht viel und Serbitz ist zu erschöpft um noch etwas zu Stande zu bringen. Der Abpfiff folgt.

Wenn vor dem Spieltag jemand gesagt hätte, dass der FSV mit zehn Mann, nach Rückstand und bei so einer Schiedsrichterleistung noch siegt, dann hätte man ihn für verrückt erklärt. Schon ein Sieg allein hätte vor Anpfiff fast die Eintrittskarte in die Psychiatrische Klinik beinhaltet. Doch wie man sieht: „unverhofft kommt oft“ oder zumindest dann wenn man es am Wenigsten erwartet. Eine klare Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte und vor allem die Abschlussschwäche der Gäste führten letztendlich zu dem ersten Dreier der Saison. Ob man noch hoffen darf in diesem Jahr von den Abstiegsrängen zu klettern? Oder ist das wieder nur der Optimist in mir?

M. Nestler für laenderauswahl.de